Fertig gepackte Notfallvorräte versprechen Sicherheit und sind bequem mit wenigen Klicks bestellbar. Die Hersteller garantieren eine ausgewogene Zusammenstellung der Lebensmittel und damit eine optimale Vorbereitung auf Krisen. Die Verbraucherzentrale Sachsen hat verschiedene Produkte und Notfallausrüstungen unter die Lupe genommen. Fazit: Die Pakete sind zu großen Teilen überteuert und undurchdacht zusammengestellt.
Notfallpakete: Keine ausreichende Nährstoffversorgung
In Deutschland ist die Lebensmittelversorgung sehr zuverlässig. Versorgungsengpässe, etwa infolge von Unwettern oder Stromausfällen, sind trotzdem möglich. Das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) empfiehlt daher einen Lebensmittelvorrat für zehn Tage anzulegen und gibt Hinweise, wie dieser aussehen sollte. Der Marktcheck hat anhand dieser Kriterien 14 Online-Shops querbeet geprüft – und erhebliche Mängel in der Zusammensetzung der Notfallpakete festgestellt.
„Die meisten Vorratspakete können weder den Energiebedarf noch die nötige Nährstoffversorgung eines Erwachsenen decken. Besonders deutlich zeigte sich das bei vegetarischen und veganen Optionen“, so Lena Sudhoff, Lebensmittel- und Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Dazu kommt: Ein Notfallpaket kostet im Test oft das Doppelte eines individuell zusammengestellten Vorrats aus dem Supermarkt.
Bedenkliche Konserven, überteuertes Trinkwasser
Die verkauften Langzeitlebensmittel in Konservendosen werden mit Haltbarkeiten von bis zu 25 Jahren beworben. Das macht sie zugleich teurer als herkömmliche Ware. Bedenklich ist, dass die Verpackung häufig mit BPA und anderen Bisphenolen belastet sind, die gesundheitsschädlich sein können. Eine neue EU-Verordnung verbietet den chemischen Stoff und andere Bisphenole für Lebensmittelkontaktmaterialien seit Januar 2025, es gelten aber noch Übergangsfristen. Das Trinkwasser in Beuteln ist kostenintensiv und bietet dabei keine Vorteile gegenüber herkömmlichem (Mineral-)wasser.
Keine fundierten Informationen zu Notfallkochern
Einige geprüfte Anbieter haben verschiedene „Notfallkocher“ im Angebot, die mit Gas, Spiritus, Brennpaste oder Esbit, einem Trockenbrennstoff in Tablettenform, betrieben werden. Sie sollen den Küchenherd im Falle eines Stromausfalls ersetzen. Im Test fanden sich auf den Shop-Seiten allerdings kaum Hinweise zum Gebrauch der Kocher in Innenräumen. Eine Bedienungsanleitung suchte man vor dem Kauf oft ebenfalls erfolglos. Beide Angaben sind aber erforderlich, um vor dem Kauf entscheiden zu können, ob man die Geräte brandschutzsicher innerhalb des eigenen Wohnraums einsetzen kann.
Vorsorge muss nicht teuer sein: Der Supermarkt reicht aus
Das Fazit: Die Verbraucherzentrale rät von vorgepackten Notfallpaketen und Spezialprodukten ab. „Private Vorsorge ist unverzichtbar. Doch viele der Produkte entsprechen nicht den Mindestanforderungen an eine gesunde Ernährung. Sie sind nicht nur unzureichend, sondern auch deutlich überteuert“, resümiert Lena Sudhoff.
„Wir empfehlen, sich selbst um den Vorrat zu kümmern, ihn regelmäßig zu nutzen und kontinuierlich zu erneuern.“ Produkte aus dem Supermarkt sind kostengünstiger und besser auf die persönlichen Bedürfnisse abstimmbar. „Außerdem können Faktoren wie Regionalität und Saisonalität in die Kaufentscheidungen miteinbezogen werden“, sagt Sudhoff. Eine Orientierungshilfe für Verbraucher*innen bieten staatliche Checklisten zur Vorratserstellung.
Den gesamten Marktcheck zum Nachlesen finden Sie hier.
Kurz & kompakt - Unsere Themenseite zum Marktcheck:
www.verbraucherzentrale-sachsen.de/marktcheck-notfallvorrat
Unser Informations- und Bildungsangebot für eine ausgewogene Vorratsplanung:
www.verbraucherzentrale-sachsen.de/vorratshelden
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