DIE STRATEGIE DER VERBRAUCHERZENTRALE SACHSEN: Prozessrisiken für Verbraucher minimieren. Rechtssicherheit schaffen. Das Wachstum mafiöser Strukturen eindämmen. Ortsübliche Preise definieren.
DIE STRATEGIE DER VERBRAUCHERZENTRALE SACHSEN: Prozessrisiken für Verbraucher minimieren. Rechtssicherheit schaffen. Das Wachstum mafiöser Strukturen eindämmen. Ortsübliche Preise definieren.
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Ist die Tür erst einmal ins Schloss gefallen, bricht die Hektik aus. Der Arbeitgeber wartet oder schlimmer noch, Kinder oder Haustiere befinden sich in der verschlossenen Wohnung. Auf die Schnelle wird über‘s Smartphone ein Schlüsselnotdienst gesucht. Insbesondere Firmen, die besonders weit oben in den Suchmaschinen stehen, werden dabei von den Verbrauchern angerufen. Für einen ausführlichen Vergleich der unterschiedlichen Anbieter bleibt in der Notlage keine Zeit. Am Telefon halten sich die schwarzen Schafe der Branche recht bedeckt, was die Kosten angeht. Erst vor Ort nimmt das Drama seinen Lauf.
Betroffene Verbraucher bekommen haarsträubende Rechnungen von Anbietern, die gar nicht aus der Region stammen, sondern ihren Firmensitz oftmals in Nordrhein-Westfalen haben. Die Maschen der Firmen ähneln sich immer wieder:
- Überhöhte Einsatzpauschalen und Zuschläge
- Unerwartete Anreisekosten t Preisangaben ohne Mehrwertsteuer
- Nur Barzahlung oder EC-Karten-Zahlung
- Keine Rückerstattung über die Bank
Bei einem Großteil der eingehenden Rechnungen ist die Wuchergrenze überschritten, so dass es sich nach Auffassung der Verbraucherzentrale Sachsen bei diesen Werkverträgen um sittenwidrige Verträge handelt. So wurden Fälle verzeichnet, in denen Verbraucher mehr als 800 Euro für eine Türöffnung zahlen mussten, die nur wenige Minuten Arbeitseinsatz erforderten.
Wie sehr das Geschäft mit der Not an der Haustür in Sachsen floriert, kann anhand der Beratungsnachfrage nur geschätzt werden. Die Verbraucherzentrale Sachsen verzeichnete im Zeitraum von 2015 bis 2017 rund 430 Beschwerden zu überhöhten Schlüsseldienstrechnungen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher, denn nicht jeder Geprellte findet den Weg zur Verbraucherzentrale.
FORDERUNG AN DIE LANDESPOLITIK
Um einen hohen Grad an Rechtssicherheit zu schaffen, muss an allen 25 sächsischen Amtsgerichten geklagt werden. Da die Verbraucherzentrale Sachsen neben diesem Großprojekt auch eine Vielzahl an weiteren Verfahren gegen Unternehmen führt, ist sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Um unseriösen Schlüsseldiensten einen Riegel vorzuschieben, ist eine Aufstockung der Mittel für die Rechtsdurchsetzung durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz notwendig.
DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG: KOOPERATIONEN MIT ALLEN BETEILIGTEN
Entscheidend für die Erreichung des Ziels ist die erfolgreiche Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden sowie mit den Gewerbeämtern, Industrie- und Handels- bzw. Handwerkskammern. Nur durch eine ineinandergreifende und vielschichtige Zusammenarbeit kann die Eindämmung unseriöser Schlüsseldiense erreicht werden.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.