Dass es wichtig ist, für jeden Online-Account ein eigenes Passwort zu nutzen, zeigen Verbraucherschilderungen seit November 2022. So berichtet eine Verbraucherin in der Facebook-Gruppe "Phishing-Radar Verbraucherzentrale NRW", dass das Passwort ihres E-Mail-Kontos in der Erpressernachricht enthalten war. "Kurz darauf wurde Insta versucht zu hacken, dann Facebook und mein Amazon-Konto wurde lahm gelegt."
In einigen Varianten der Erpressung sind die Empfänger:innen offenbar selbst die Absender:innen der Nachrichten. Das erklären die Erpresser:innen im Text damit, dass sie einen Virus installiert hätten, der den Zugriff aufs E-Mail-Konto ermögliche. Auch das ist in der Regel eine frei erfundene Behauptung. Denn was als Absender:in einer E-Mail angezeigt wird, lässt sich leicht manipulieren. Aufschluss über die echte Absenderadresse (bzw. zumindest den Server, von dem die Nachricht abgeschickt wurde), liefert der E-Mail-Header.
Beispiele
Beispiel einer Erpresser-Mail mit angeblich "erbeutetem" Passwort:
Beispiel für eine Erpressernachricht in englischer Sprache:
Beispiel einer Erpressernachricht mit persönlichen Daten des Empfängers:
Erpressung mit freiwillig erstellten Bildern
Anders verhält es sich übrigens, wenn in einschlägigen Videochats versucht wird, gutgläubige Chatpartner zu sexuellen Handlungen vor der Kamera zu bewegen und anschließend mit diesen Aufnahmen zu erpressen. Hier existieren tatsächlich Videoaufnahmen, die auch veröffentlicht werden könnten. Dies wird als "Sextortion" bezeichnet. Die Polizei hat dazu einige Hinweise und Tipps veröffentlicht.
Wie groß ist die Gefahr eines Kamera-Hacks?
Ganz unwahrscheinlich ist es allerdings tatsächlich nicht, dass eine Kamera unbemerkt Aufnahmen macht. Die Software-Sicherheitsfirma Checkmarx hatte 2019 eine Sicherheitslücke bei Android entdeckt, mit der Apps unbemerkt auf die Kamera zugreifen konnten – sogar, wenn Nutzer:innen ihnen gar nicht die Berechtigung für den Kamerazugriff erteilt hatten. Betroffen waren laut Checkmarx Smartphones von Google und Samsung. Über weitere Hersteller gab es keine Angaben. Die Gefahr sei aber mit einem Update der Kamera-App im Juli 2019 ausgeräumt worden, hieß es. Details können Sie auf der Checkmarx-Seite lesen (auf englisch).
Eine weitere ernste Bedrohung meldet das Sicherheitsunternehmen Proofpoint: Der Trojaner "PsiXBot" soll seit September 2019 in der Lage sein, unbemerkt Audio- und Videoaufnahmen zu starten, sobald eine Pornoseite aufgerufen wird. Das Video werde als AVI-Datei gespeichert und anschließend an einen Server geschickt.
Auch wenn diese Beispiele schon älter sind, besteht grundsätzlich auch weiterhin die Gefahr, dass neue Sicherheitslücken entdeckt und ausgenutzt werden.
Wie kann man sich schützen?
- Auch wenn es nicht gut aussehen mag: Am besten kleben Sie Ihre Webcam ab, wenn Sie sie nicht nutzen. Das gilt auch für Smartphone-Kameras.
- Nutzen Sie unbedingt ein aktuelles Virenschutzprogramm und lassen Sie es Ihren Computer von Zeit zu Zeit komplett auf Viren untersuchen.
- Installieren Sie Updates für Ihr Betriebssystem. Vertrauen Sie nur Updates, die vom Betriebssystem selbst angeboten werden. Angebote per E-Mail oder auf fremden Internetseiten können schädliche Programme sein!
- Installieren Sie nur Apps aus vertrauenswürdigen Quellen. Prüfen Sie vor der Installation die Beschreibungen der Hersteller, Nutzerbewertungen und hinterfragen Sie kritisch, wofür Sie die App nutzen wollen und ob dafür eventuell geforderte Berechtigungen wirklich nötig sind.