App-Test »idoplanty«: Gesunde Kost für Klima und Körper

Stand:
Fitness, Klimaschutz und gesunde Ernährung möchte "idoplanty" laut Eigenwerbung unter einen Hut bringen. Diesem Anspruch wird die Nachhaltigkeits-App immerhin zu zwei Dritteln gerecht. In welcher Disziplin wir sie noch einmal zum Training schicken, verrät unser Testbericht.
Illustration eines Blatt neben Schriftzug "idoplanty" als Logo der gleichnamigen App

Mit idoplanty sollen klima- und fitnessbewusste Verbraucher:innen angesprochen werden, die in Sachen Ernährung stets einen aktuellen Überblick über ihre Emissionsbilanz und den körperlichen Energiebedarf behalten wollen. Sinnvolle Features und attraktiv aufbereitete Informationen regen neben der kinderleichten Handhabung dazu an, die App zur regelmäßigen Begleiterin durch einen gesunden, klimafreundlichen Alltag zu machen. Im Detail offenbart idoplanty aber die eine oder andere kleine Schwäche. Und auch in Sachen Datensicherheit konnte uns die kostenlose App nicht ganz überzeugen.

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Name: idoplanty
Anbieter: Dennis Wagner & Jonas Amri (idoplanty.de)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag | Vegane Ernährung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Viele Fragen und wenige Antworten beim Datenschutz

Für die Benutzung von idoplanty ist das Anlegen eines persönlichen Profils erforderlich, für das wir die Benutzung einer E-Mail-Adresse empfehlen, um möglichst datensparsam unterwegs zu sein. Über vorhandene Profile bei Drittanbietern wie Google, Apple oder Facebook werden nämlich oft viele persönliche Daten übermittelt, die für den Einsatz dieser und anderer Apps keine Rolle spielen.

Was selbstverständlich sein sollte, sich aber in zahlreichen App-Tests nicht bewahrheitet hat: idoplanty versendet nach der erfolgreichen Registrierung eine Verifizierungs-Mail, mittels der man die korrekte Angabe der E-Mail-Adresse bestätigen muss. Dies ist erfreulich. Weniger erfreulich sind die nicht durchweg transparenten Datenschutzbedingungen des App-Anbieters. Zwar werden in der von uns getesteten Version (v1.7.1 für iOS) detaillierte Angaben zur Verwendung von System- und Personendaten gemacht, bestimmte Funktionalitäten wie beispielsweise der Einsatz von KI-Software eines Drittanbieters - dazu gleich mehr - nicht einmal erwähnt. In Anbetracht der Tatsache, dass die vollumfängliche Nutzung von idoplanty eine Registrierung, Mikrofon- und Kamerafreigabe erfordert und zudem personenspezifische Daten zu Ernährungsgewohnheiten und Konsum erfasst werden, hätten wir uns spezifischere Hinweise zum geplanten Einsatz werblicher Anzeigen und (optionaler) E-Mails und Pushnachrichten gewünscht. Zwar fielen uns im zweitägigen Test innerhalb der App-Umgebung keine Werbeinhalte auf (mit Ausnahme einiger Verweise auf externe Angebote wie Chefkoch.de und Links zu ausgewählten Onlinemedien), im Sinne der Verbraucherfreundlichkeit wünschen wir uns für zukünftige Versionen der App an dieser Stelle aber größere Klarheit.

(Fast) alles für die klimafreundliche und energiebewusste Ernährung

idoplanty erstellt zu Beginn ein kurzes Profil der Nutzerin oder der Nutzers, in dem das Klimaziel und grundsätzliche Ernährungsgewohnheiten erfasst werden. Je nach Ehrgeiz und Lebenswandel kann die Zielsetzung mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Im Optimalfall richtet sich die Ernährung der Einzelperson mit idoplanty an der Erreichung des 1,5 Grad-Ziels aus. Voraussetzung dieses Ziel zu erreichen ist natürlich, dass sich ein Großteil der in Industriestaaten lebenden Menschen ebenfalls so ernährt.

Unabhängig vom veganen, vegetarischen oder flexitarischen Lebenswandel ist die Kernfunktion von idoplanty ein Kalorien- und CO2e-Emissionstracker, der mit schnell verständlichen Statistiken vermittelt, ob man mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten den körperlichen Energiehaushalt im Gleichgewicht hält und einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Der aktuelle Stand in Sachen Emissionsbilanz wird dabei in Form eines illustrierten Fußabdrucks dargestellt, der zunehmend seine grüne Farbe verliert, je mehr wir im Laufe des Tages unser CO2e-Budget und unser Kalorienguthaben strapazieren. Das können wir entweder durch die Eingabe verzehrter Nahrungsmittel und Getränke machen, oder auf die umfangreiche Rezeptsammlung in idoplanty zurückgreifen, nachkochen und das Gericht (bzw. die Portionsgröße) unter dem Menüpunkt "Tracker" eintragen. Dazu kann grammgenau angegeben werden, welche Menge des Gerichts verzehrt wurde, woraufhin die App den Emissionswert (in g CO2e) und Energiewert (in kcal) errechnet.

Wie zuletzt in den von uns getesteten Apps Kuri und leftovercooking, in denen sich ebenfalls alles um klimafreundliche Ernährung dreht, kommen auch bei idoplanty moderne KI-Tools zum Einsatz. Hier sind es die Anwendungen Whisper und ChatGPT des Softwarenunternehmens OpenAI. Nach Freigabe des Smartphone-Mikrofons können Nutzer:innen ihre zuletzt verzehrten Lebensmittel oder Gerichte beschreiben, woraus die App eine Übersicht des Gesagten in tabellarischer Form generiert. Fehlende Informationen müssen manuell ergänzt werden, sofern man nicht präzise genug formuliert hat. Beispielsweise kann idoplanty bzw. die OpenAI-Software der Aussage "Fünf Butterkekse" keine Emissions- und Energiewerte zuordnen, der gesprochenen Eingabe "30 Gramm Butterkekse" aber schon. Wer nicht selbst umrechnen möchte, dem macht die App bei verschiedenen Lebensmitteln auch Vorschläge zur Portionsgröße. So schlägt die App als Einheit für Karamellbonbons 15g vor, bei Äpfeln kann man zwischen 130g und 200g schweren Exemplaren wählen, und Kartoffelklößen werden in die Gewichtsklassen 126g, 167g und 300g unterteilt. Das mag zwar nicht grammgenau der Realität entsprechen, für das CO2e- und Kalorientracking dürfte es aber in den meisten Fällen genügen. 

Screenshots verschiedener Funktion der App "idoplanty"
Quelle: Screenshots idoplanty (iOS)

Der Teufel liegt im Detail

Andere Kritikpunkte wiegen da schon schwerer, obwohl keiner von ihnen so gewichtig ist, um idoplanty die Daseinsberechtigung zu entziehen. Denn so vielversprechend sich die in der App aufgelisteten und ansprechend illustrierten Rezepte lesen, so schwierig ist das Nachkochen ohne Kochanleitung. Für letztere muss man die App nämlich verlassen und zum Angebot von Chefkoch.de wechseln. Hier wiederum warten Marketing-Cookies und andere potentiell verbraucherunfreundliche Inhalte. Auch die vom Anbieter (Werbetext: "Die App für klimabewusste Sportler:innen") prominent beworbene Relevanz der App für Sport- und Fitnessinteressierte schien uns etwas zu kurz zu kommen. Zwar ist die Berechnung des kalorischen Energieverbrauchs überwiegend fehlerfrei und ansprechend präsentiert, Hinweise zur Erstellung eines Ernährungsplans oder weiterführende Informationen zum individuellen Nährstoffbedarf findet man in idoplanty aber nicht. Immerhin bietet die App bei regelmäßigem Einsatz eine gute Übersicht über die mittel- und langfristige Energie- und Klimabilanz, die man sich in wöchentlichen, monatlichen oder einem individuellen Zeitrahmen zu Gemüte führen kann.

Ein vergleichsweise kleiner Minuspunkt ist die noch nicht ausgereifte KI-basierte Erfassung von Nahrungsmitteln. Dass die App ihre Schwierigkeiten mit den Portionsgrößen von nicht normierten Lebensmitteln wie Keksen oder Salatköpfen hat, machen wir ihr nicht zum Vorwurf. Doch die Gründe für eine oftmals falsche Zuordnung eingesprochener Lebensmittel zu Einträgen in der idoplanty-Datenbank waren für uns nicht immer nachvollziehbar. Selbst bei eindeutiger Benennung des Snacks oder der Mahlzeit erschien ein abweichendes Lebensmittel unterhalb unseres korrekt(!) in Textform wiedergegebenen Zitats. Aus Kuhmilch wurde Kokosmilch, aus einem Briocheknoten ein Käsebrötchen, und aus dem zitierten Kartoffelkloß ein Sojakloß. Glücklicherweise ermöglicht die App die fast ebenso komfortable Erfassung von Lebensmitteln und Gerichten alternativ über eine Textsuche und den eingebauten Produktscanner. Beide funktionieren weitgehend zuverlässig und finden in der umfangreichen Datenbank meist das gesuchte Produkt. Dies kann in der Regel mit ähnlichen Artikeln anderer Hersteller verglichen werden, um gegebenenfalls auf Alternativen mit besseren Emissions- und Ernährungswerten auszuweichen. Informationen zu noch nicht enthaltenen Lebensmitteln, Fertiggerichten, Getränken und Snacks können von Verbraucher:innen selbst hinzugefügt werden und werden nach redaktioneller Prüfung durch den Anbieter in der App veröffentlicht.

Fazit

idoplanty punktet mit einer intuitiv verständlichen Handhabung und einer gut dosierten Menge an Funktionen, die weder überfordert noch Wünsche offen lässt - außer vielleicht dem nach für Sportler:innen relevanten Informationen zur sinnvollen Ernährung. Diese hatten wir uns hinter dem etwas versteckten Menüpunkt "Info-Hub" erwartet, wo allerdings nur eine Handvoll (hilfreicher) Blogeintrage zum klimafreundlichen Lebenswandel zu finden ist. Inhaltlich und technisch gibt es also noch Verbesserungsbedarf. Es wäre wünschenswert, dass der Anbieter die im Test erwähnten Kinderkrankheiten in zukünftigen Versionen in den Griff kriegt. Die für uns aus Verbraucherschutzsicht größte Baustelle ist aber die intransparente Datenpolitik, die dazu führt, dass wir idoplanty aktuell nicht ohne Abstriche empfehlen können.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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